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Fahrrad selbst reparieren: Das musst du wissen

Fahrrad selbst reparieren: Das musst du ...

24.04.2021 - Update: 12.08.2021



Die Bremse schleift, die Schaltung ruckelt, ein platter Reifen mitten auf der Tour. Nicht immer gibt es die Möglichkeit, das Fahrrad umgehend in die nächste Werkstatt zu bringen – sei es, weil man irgendwo im Nirgendwo steht oder weil vor allem im Frühjahr und Sommer die Radläden ausgelastet sind und ein Reparaturtermin kurzfristig nicht mehr zu bekommen ist. 

Auch wenn es in manchen Fällen die beste, weil sicherste Lösung ist, sein Bike in eine gute Fahrradwerkstatt zu bringen, wo sich Profis um die Reparatur kümmern, gibt es einige Wartungs- und Reparaturarbeiten, die du mit einer Grundausstattung an Werkzeug, etwas Übung und Geschick auch selbst durchführen kannst.

Wir bringen dir die Grundlagen bei und zeigen dir, welche Reparaturen du daheim in Angriff nehmen kannst und welches Werkzeug du dafür brauchst.

Werkzeug für die Fahrradreparatur zu Hause

Um Wartungsarbeiten selbst durchführen und kleinere Schäden selbst beheben zu können, brauchst du das passende Werkzeug. Im Fahrradfachhandel findet sich eine große Auswahl – von einzelnen Werkzeugen über Sets bis hin zu ganzen Werkzeugkoffern.

Du brauchst dir aber nicht gleich eine professionell ausgestattete Fahrradwerkstatt im Keller oder in der Garage einzurichten. Schon mit einer soliden Grundausstattung kannst du viele kleinere Arbeiten selbst erledigen. Da bei vielen Fahrradteilen die gleichen Schrauben zum Einsatz kommen, kannst du mit nur wenigen Werkzeugen viele Arbeiten durchführen. Einige von ihnen wirst du vermutlich bereits daheim haben.

Ohne diese Werkzeuge kommst du als angehender Fahrrad-Doc nicht weit:

  • Drehmomentschlüssel
  • verschiedene Innensechskantschlüssel (Inbusschlüssel)
  • verschiedene Schraubenzieher
  • Fahrradpumpe mit Manometer
  • Kettenöl, Fett
  • Flickzeug oder Ersatzschlauch
  • Reifenheber
  • Multitool für unterwegs

Ein Drehmomentschlüssel gehört in die Grundausstattung eines jeden Radfahrers. Damit lassen sich lockere Schrauben und Muttern bis zum empfohlenen Drehmoment nachziehen, was das Fahrradfahren viel sicherer macht. Denn ist die Schraube zu locker, kann sie sich lösen, sitzt sie zu fest, kann sie brechen. Je nachdem, wo am Rad sie sich befindet, kann beides schlimme Stürze verursachen. Zusätzlich solltest du dir Sets mit unterschiedlichen Innensechskantschlüsseln und Schraubenziehern zulegen.

Viele Arbeiten am Fahrrad kannst du mit einem passenden Inbusschlüssel erledigen. Damit du im Fall einer Panne gut gewappnet bist, solltest du die am häufigsten benötigten Inbusschlüssel immer im Gepäck haben, zum Beispiel in Form eines Multitools, das du einfach in einer Fahrradtasche platzieren kannst.

Auch die Fahrradpumpe darf nicht fehlen. So kannst du den Reifendruck regelmäßig überprüfen und die Fahrt kann nach einem Reifenwechsel schnell weitergehen. Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, besorgst du dir zusätzlich zur Standpumpe noch eine Hand- oder Rahmenpumpe für unterwegs. 

Werkzeug für unterwegs

Apropos unterwegs: Ideal geeignet ist auch ein sogenanntes Multitool. Dieses handlich-kleine Werkzeug für dein Rad verfügt über viele nützliche Aufsätze, mit denen du kleine Schäden reparieren kannst. Von Inbus und Torx über Schraubendreher und Speichenschlüssel bis hin zu Kettenwerkzeugen und Tubeless-Tools ist hier alles an Bord, wobei die Anzahl der Funktionen vom jeweiligen Multitool abhängig ist. Mit diesem praktischen Allrounder bist du für die meisten Fälle bestens gewappnet.

Handbücher für die Fahrradreparatur

Obwohl man heute für jedes Anliegen geeignete Online-Anleitungen und Videos findet, kann sich die Investition in ein Buch zur Fahrradreparatur lohnen. In YouTube-Videos kann es manchmal schnell gehen, was einzelne Schritte nur schwer nachvollziehbar macht.

Ein gutes Fahrradreparaturbuch bietet dir anschauliche Schritt-für-Schritt-Reparaturanleitungen samt Fotos. Außerdem ermöglichen entsprechende Bücher meist eine einfache und schnelle Fehlerdiagnose, wohingegen dir die meisten Videos nur weiterhelfen, wenn du die genaue Fehlerursache bereits ausfindig gemacht hast.

Beispiele für Fahrradreparaturbücher sind unter anderem:

Die besten Apps zur Fahrradreparatur

Mit einer Fahrradreparatur-App hast du die wichtigsten Infos immer schnell zur Hand. Wir zeigen dir drei praktische Apps, die dir im Falle einer Panne weiterhelfen können.

Bike Repair (Android und iOS)

Hier kannst du sehen, welche Wartungsarbeiten du regelmäßig durchführen solltest und Reparaturanleitungen nach Fahrradteilen filtern. Wählst du zum Beispiel die Kategorie 'Reifen' aus, kannst du aus der Liste den gewünschten Guide wählen – etwa den Speichenwechsel, den Reifen- und Schlauchwechsel oder die Nabenverstellung.

Solltest du nach der Tour mal Schmerzen haben, zum Beispiel im Knie oder Handgelenk, kannst du die Ursache mit Hilfe der App schnell ausfindig machen und das entsprechende Fahrradteil richtig einstellen. Einziges Manko: Die Anleitungen gibt es nur auf Englisch. Sie ist für ca. vier Euro für Android und iOS erhältlich.

Bike Repair App

Diese Fahrradreparatur-App heißt nicht nur wie die oben genannte, sie funktioniert ganz ähnlich. Hier stehen zwar weniger Anleitungen zur Auswahl, dafür gibt es die App aber kostenlos für Android-Geräte.

Fahrradteile App

Die kostenlose Fahrradteile-App für Android liefert dir zwar nicht direkt Reparaturanleitungen, dafür aber wertvolle Informationen über Fahrradteile, deren Funktion, ihren Verschleiß und benötigtes Werkzeug. 

Bike Doctor App

Die Bike Doctor App hilft dir, dein Fahrrad in Schuss zu halten und bei Bedarf selbst zu reparieren. Dabei stehen dir klare Anleitungen zu Verfügung, die nach Fahrradteilen (Bremsen, Räder, Sattel etc.) geordnet sind. Für einen Preis von ca. fünf Euro hast du alle wichtigen Infos und Anleitungen auf deinem iOS-Gerät immer mit dabei und bist für alle Fälle gewappnet. Die App wurde vom Global Cycling Network unter die zehn besten Apps für Radfahrer gewählt.

Fahrradreparatur: diese Schäden kannst du ganz einfach selbst beheben

Viele Schäden kann ein Hobby-Schrauber selbst reparieren, bei anderen Reparaturarbeiten wie Nabenbremsen wird die Instandsetzung etwas komplizierter. Wer unsicher ist, sollte lieber in die Werkstatt gehen, und sicherheitsrelevante Komponenten grundsätzlich in der Fahrradwerkstatt einstellen oder reparieren lassen.

Diese Korrekturen kannst du auch als Nichtfachmann einfach und bequem selbst durchführen:

Mögliche Arbeiten Benötigtes Werkzeug
Lenker einstellen Inbusschlüssel
Sattel einstellen Inbusschlüssel, bei Schnellspanner ohne Werkzeug möglich
Reifendruck korrigieren Manometer, Luftpumpe
Pedale wechseln bzw. montieren Maulschlüssel oder Inbusschlüssel
Felgenbremsen einstellen Inbusschlüssel, Kreuzschlitzschraubenzieher
Schlauch flicken Flickset, Luftpumpe (optional: Reifenheber und Schüssel mit Wasser)
Mantel wechseln Mantel, Luftpumpe und ggf. Inbusschlüssel (optional: Reifenheber)
Schlauch wechseln Schlauch, Luftpumpe und ggf. Inbusschlüssel (optional: Reifenheber)
Schaltung einstellen Inbusschlüssel und ggf. Torx-Schraubendreher (ideal: Drehmomentschlüssel)

Wie oft sollten Wartungsarbeiten am Fahrrad durchgeführt werden, um eine optimale Leistung und Sicherheit zu gewährleisten?

Die Häufigkeit von Wartungsarbeiten am Fahrrad hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Intensität der Nutzung, den Fahrbedingungen und dem Fahrradtyp. Generell wird empfohlen, das Fahrrad mindestens einmal jährlich einer gründlichen Inspektion zu unterziehen, bei häufiger Nutzung oder Fahrten unter anspruchsvollen Bedingungen (z.B. im Gelände, bei schlechtem Wetter) sind jedoch häufigere Checks sinnvoll. Zu den regelmäßigen Wartungsarbeiten gehören das Überprüfen und Einstellen der Bremsen, das Schmieren der Kette, das Überprüfen der Reifen auf Abnutzung und den richtigen Luftdruck sowie das Einstellen der Schaltung. Nach jeder Fahrt im Regen oder durch Schlamm sollte das Fahrrad gereinigt und die Kette erneut geschmiert werden, um Rost und vorzeitigen Verschleiß zu vermeiden. Eine monatliche Überprüfung kann helfen, kleinere Probleme frühzeitig zu erkennen und größere Reparaturen zu vermeiden.

Welche spezifischen Sicherheitsprüfungen sollten vor jeder Fahrt durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass das Fahrrad in gutem Zustand ist?

Vor jeder Fahrt ist es wichtig, einige grundlegende Sicherheitsprüfungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass das Fahrrad in einem guten und sicheren Zustand ist. Dazu gehört die Überprüfung der Bremsen, um sicherzustellen, dass sie richtig funktionieren und genügend Bremskraft bieten. Die Reifen sollten auf den richtigen Luftdruck geprüft und auf Anzeichen von Verschleiß oder Beschädigungen untersucht werden. Die Kette und andere bewegliche Teile sollten gut geschmiert sein, und alle Schrauben und Muttern müssen festgezogen sein, um sicherzustellen, dass nichts während der Fahrt locker wird. Ein kurzer Check der Beleuchtung und Reflektoren ist ebenfalls wichtig, besonders wenn man bei schlechten Lichtverhältnissen unterwegs ist. Diese einfachen Checks helfen, die Sicherheit zu erhöhen und unerwartete Probleme während der Fahrt zu vermeiden.

Wie kann man erkennen, ob ein Schaden oder ein Problem mit dem Fahrrad von einem selbst behoben werden kann oder ob es besser ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Die Entscheidung, ob ein Schaden oder ein Problem am Fahrrad selbst behoben werden kann, hängt von der Art des Problems, den eigenen Fähigkeiten und dem verfügbaren Werkzeug ab. Kleinere Wartungsarbeiten und einfache Reparaturen wie das Einstellen der Schaltung, das Flicken eines platten Reifens oder das Schmieren der Kette können oft mit Grundkenntnissen und einigen Werkzeugen selbst durchgeführt werden. Wenn jedoch spezielles Werkzeug benötigt wird, das Problem komplex erscheint oder sicherheitsrelevante Komponenten wie Bremsen und Lenkung betroffen sind, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Generell gilt: Wenn man sich unsicher fühlt oder das Problem nach einem Reparaturversuch weiterhin besteht, sollte man das Fahrrad einer Fachwerkstatt übergeben, um Sicherheit und korrekte Funktion zu gewährleisten.

Self-Repair-Werkstatt

Gibt es Probleme beim Reparieren oder dir fehlt das passende Werkzeug? In einer Selbsthilfe-Werkstatt wird dein Problem schnell gelöst. Hier bringst du dein Fahrrad mit der Hilfe von Profis wieder auf Vordermann. In der Regel bitten die Werkstätten um eine kleine Spende, mit der sie ihre Betriebskosten decken können.

Eine Self-Repair-Werkstatt bietet Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützt dich dabei, dein Fahrrad zu reparieren. Erfahrene Mitarbeiter stehen dir mir Rat und Tat zur Seite und stellen dir das benötigte Werkzeug bereit. Die Anleitung erfolgt durch engagierte Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer.

Eine Selbsthilfe-Werkstatt gibt es zum Beispiel an der Universität Hohenheim. Dank der Studenteninitiative findest du im Hohenheimer Radskeller alles, was du brauchst, um dein reparaturbedürftiges Fahrrad wieder in Schuss zu bringen: Werkzeuge, Ersatzteile und vor allem viele hilfsbereite Fahrradliebhaber, die dich über Reparaturen informieren und dir in komplizierten Fällen helfen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Hamburg stellt eine Liste mit Selbsthilfe-Werkstätten in der Hansestadt zur Verfügung und wenn du 'Selbsthilfe-Werkstatt Fahrrad' plus deine Stadt in Google eingibst, solltest du ebenfalls fündig werden.

Tipps vom Profi

Was gibt es bei Wartungs- und Reparaturarbeiten rund ums Rad zu beachten? Wir haben bei unseren Fahrradprofis nachgefragt und fassen euch die wichtigsten Tipps zusammen:

  • Mit einem Multitool, einer kleinen Luftpumpe und einem Ersatzschlauch oder Flickset bist du unterwegs für alle Fälle gewappnet.
  • Eine Luftpumpe mit Manometer ist ein absolutes Must-have. Auch Inbusschlüssel und Schraubenzieher dürfen nicht fehlen.
  • Ein gut sortierter Werkzeugkoffer fürs Fahrrad ist für Gelegenheitsschrauber nicht zwingend notwendig, erweist sich für Schrauber, die immer mehr Arbeiten selbst durchführen wollen, jedoch als sinnvoll.
  • Bei Unsicherheiten solltest du stets eine Fahrradwerkstatt aufsuchen.
  • Wird Spezialwerkzeug benötigt, gestalten sich die Arbeiten etwas komplizierter. Auch hier solltest du dich an eine Fahrradwerkstatt wenden.
  • Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du sicherheitsrelevante Schrauben regelmäßig überprüfen und lockere Schrauben nachziehen.

Wir aus der Bikes.de-Redaktion haben eine große Leidenschaft: Fahrräder. Und diese Leidenschaft wollen wir mit dir teilen. Daher sind wir immer auf der Suche nach neuen, spannenden und relevanten Themen rund ums Rad, die dir Information und Orientierung bieten – und vor allem jede Menge Lust aufs Radfahren machen sollen. Viel Spaß beim Lesen!