Ob Ketten-, Nabenschaltung oder Riemenantrieb: Wer die Schaltung beherrscht, weiß mit jeder Situationen umzugehen und kommt auch in Kurven, am Berg oder bei Glätte gut voran. Beim E-Bike kannst du mit cleverem Schalten sogar die Reichweite steigern und ordentlich Akku sparen.
Wir zeigen dir, was es bei den verschiedenen Schaltungen zu beachten gibt und geben dir praktische Tipps, mit denen du effizient und sicher unterwegs bist.
Beim Schalten den Druck von der Kette nehmen
Das Schaltwerk und der Umwerfer der Kettenschaltung eines Fahrrads folgen einer simplen mechanischen Aufgabe: Um die Kette auf das benachbarte Zahnrad zu befördern, drücken sie seitlich dagegen. Die Kette kann jedoch nur dann geschmeidig ein Zahnrad weiterrutschen, wenn sie in Bewegung ist und du in die Pedale trittst.
Doch Vorsicht: Bei voller Tretkraft kann die Kette abspringen oder reißen, da der Druck auf die Kette zu hoch ist. Bei der Kettenschaltung solltest du also sanft weitertreten und den Druck vom Pedal nehmen, bis die Kette auf dem neuen Zahnrad liegt. Bei der Nabenschaltung, die du zum Beispiel bei einem Pedelec mit Riemenantrieb hast, musst du den Tretvorgang sogar kurz unterbrechen um zu schalten.
Richtig schalten am Berg
Auf das Schalten am Berg solltest du, soweit möglich, verzichten. Wenn du ordentlich in die Pedale trittst und schaltest, setzt du die Kette deines Fahrrads stark unter Druck – und sie kann reißen oder von den Zahnkränzen fallen.
Wenn du den Druck zum Schalten allerdings kurz von den Pedalen nimmst oder bei der Nabenschaltung sogar aufhörst zu treten, bleibst du womöglich stehen, wenn die Geschwindigkeit bereits zu gering ist. In beiden Fällen ist die Fahrt bergauf erledigt.
Die beste Lösung besteht bei jeder Gangschaltung darin, vorausschauend zu fahren und dir im Voraus zu überlegen, in welchem Gang du den Berg hochfahren möchtest – damit du auf ein Schalten verzichten kannst. Wenn du doch den Gang wechseln musst, warte möglichst, bis du in ein flacheres Teilstück kommst.
Kettenschaltung: Schräglauf vermeiden
Vorne an der Kurbel eines Fahrrads mit Kettenschaltung sind die Zahnräder (Kettenblätter) von klein nach groß geordnet. Hinten an der Kassette, einem „Paket“ von Zahnrädern am Hinterrad, sind die kleinen Zahnräder, die man als Ritzel bezeichnet, genau andersherum angeordnet, also von groß nach klein.
Bist du vorne und hinten im ersten, dem leichtesten, Gang, läuft die Kette über das klein(st)e Kettenblatt und das größte Ritzel in einer geraden Linie, da sie sich jeweils ganz links befindet. Dasselbe gilt für den jeweils höchsten Gang, bei dem die Kette über das größte beziehungsweise große Kettenblatt und das kleinste Ritzel in einer geraden Linie ganz rechts läuft.
Wählst du vorne den kleinsten, hinten aber den größten Gang, läuft die Kette sehr schräg. Um ihre Lebensdauer zu erhöhen, solltest du einen solchen Schräglauf vermeiden: Er belastet den Antriebsstrang, da die Kette schleift und sich seitlich verformt. Dadurch nutzen sich die Zahnräder schneller ab. Gleichzeitig ist der Kraftaufwand für Schaltwerk und Umwerfer höher, wodurch auch deren Lebensdauer abnimmt.
So verhinderst du einen Schräglauf:
- Verwende niedrige Gänge vorne (kleines Kettenblatt) mit niedrigen Gängen hinten (großes Ritzel) und umgekehrt.
- Bist du vorne, am linken Schalthebel, im ersten Gang, solltest du hinten, also am rechten Schalthebel, die Gangnummern eins bis vier verwenden.
- Ist vorne der zweite Gang von drei eingelegt, solltest du hinten die mittleren Gangnummern verwenden, bei acht Ritzeln etwa drei bis sechs.
- Bist du vorne hingegen im dritten Gang, solltest du hinten wiederum die Gangnummern vier bis acht verwenden.
Ob Ketten-, Nabenschaltung oder Riemenantrieb: die richtige Trittfrequenz
Ein höherer Gang bedeutet auf dem Fahrrad einen höheren Kraftaufwand und eine niedrigere Trittfrequenz (Kadenz). Grundsätzlich ist es jedoch empfehlenswert, vorne auf einem kleinen Kettenblatt zu fahren, um eine relativ hohe Frequenz zu treten, damit du deine Knie und Gelenke nicht unnötig belastest. 80 bis 100 Umdrehungen pro Minute gelten als gesunde und empfehlenswerte Trittfrequenz. Am besten besorgst du dir einen Fahrradcomputer mit Trittfrequenzmessung, dann weißt du immer, was Sache ist.
Tipps zur Schaltung und Trittfrequenz:
- Spiele mit der Schaltung, um den passenden Gang zu finden und die empfohlene Trittfrequenz einzuhalten.
- Bei kurzen Krafttrainingseinheiten kannst du deine Trittfrequenz auf ca. 60 Umdrehungen pro Minute reduzieren.
Schnell in Schwung durch frühzeitiges Schalten
Für mehr Schwung solltest du beim Ausrollen vor einer roten Ampel und vor einem Berg in einen niedrigeren Gang schalten. Sonst kann es passieren, dass du beim Start an einer roten Ampel nicht in die Gänge kommst oder am Berg unverhofft stehen bleibst. Auf diese Weise musst du den Gang auch nicht unter Last wechseln und die Kette nicht mit Gewalt auf ein anderes Zahnrad zwingen.
Folge deinem Gehör
Klackert oder schleift die Kette, schnarrt oder brummt der Riemen, können dies Hinweise darauf sein, dass die gewählte Gangkombination nicht sinnvoll ist. Denn sie entstehen oft bei Schräglauf, also wenn die Ketten-/Riemenlinie nicht stimmt.
Das kannst du bei verdächtigen Geräuschen tun:
- Wirf einen Blick auf die eingelegten Gänge.
- Sind die Gangnummern bei der Kettenschaltung weit voneinander entfernt, solltest du den Gang so wechseln, dass sie sich annähern. Fährst du zum Beispiel vorn im ersten und hinten im achten Gang, solltest du vorn einen Gang zulegen oder hinten zwei bis drei Gänge niedriger schalten.
Schalten auf kurvigen Strecken
Gerade Freizeitradler fühlen sich in Kurven mit einer niedrigeren Geschwindigkeit sicherer. In so einem Fall ist es sinnvoll, vor der Kurve ein bis zwei Gänge runter zu schalten, damit der benötigte Kraftaufwand nach der Kurve nicht zu hoch ist und du schnell wieder Geschwindigkeit aufzunehmen.
Schalten auf glatter Fahrbahn
Ein niedriger Gang ist mit einem höheren Drehmoment verbunden. Auf glatten Untergründen und im Gelände kann es ratsam sein, auch mal einen höheren Gang einzulegen und im zweiten Gang anzufahren, da die Laufräder dann nicht so schnell durchdrehen und du ein besseres Bodengefühl hast.
Richtig schalten beim E-Bike
Wer mit dem E-Bike bzw. Pedelec richtig schaltet, kann Akku sparen und dadurch die Reichweite steigern. Die Unterstützung durch den Motor kostet ordentlich Strom.
Wenn du mit höheren Drehzahlen fährst, muss der Motor nicht so viel arbeiten, wodurch du Strom einsparen kannst. Dabei kannst du dich an 80 bis 90 Kurbelumdrehungen pro Minute orientieren.
Schalte also lieber mal einen Gang runter, wenn du nur noch schwerfällig trittst, um den Akku zu schonen, anstatt immer auf einem kleinen Kettenblatt und großen Ritzel zu fahren und damit den Motor und Akku deines E-Bikes bei niedrigen Drehzahlen stark zu strapazieren.
Tipps zum Schalten beim E-Bike:
- Bei vielen Pedelecs zeigt das Display eine Kurve an, die dir verrät, ob du gleichmäßig trittst.
- Trainiere den sogenannten runden Tritt: Versuche, mit der Schaltung zu spielen und den Gang so an die Lage anzupassen, dass du gleichmäßig fährst und die empfohlene Trittfrequenz aufrechterhältst.
Gibt es Unterschiede in der Effizienz und im Energieverbrauch zwischen mechanischen und elektronischen Schaltungen bei E-Bikes, und wie können diese die Akkulaufzeit beeinflussen?
Elektronische Schaltungen bei E-Bikes bieten in der Regel eine höhere Effizienz und Präzision im Vergleich zu mechanischen Schaltungen. Der Hauptvorteil elektronischer Schaltungen liegt in der schnellen und exakten Schaltleistung, die unabhängig von der Pedalkraft des Fahrers ist. Dies führt zu einer effizienteren Kraftübertragung und kann dazu beitragen, den Energieverbrauch zu reduzieren, da der Motor weniger kompensieren muss, um die gewünschte Leistung zu erbringen. Allerdings verbrauchen elektronische Schaltsysteme auch Energie aus dem Akku, was theoretisch die Gesamtreichweite eines E-Bikes verringern kann. In der Praxis ist dieser Energieverbrauch jedoch relativ gering im Vergleich zum Energieverbrauch des Motors.
Um die Akkulaufzeit optimal zu nutzen, sollten E-Bike-Fahrer darauf achten, in einem geeigneten Gang zu fahren, der es ihnen ermöglicht, eine effiziente Trittfrequenz beizubehalten, ohne den Motor unnötig zu belasten. Die Wahl zwischen mechanischen und elektronischen Schaltungen sollte daher unter Berücksichtigung persönlicher Präferenzen, des Fahrstils und der spezifischen Einsatzbedingungen getroffen werden.
Wie wirkt sich die Schaltweise auf die Lebensdauer des Antriebsstrangs bei einem E-Bike aus, insbesondere im Vergleich zu einem herkömmlichen Fahrrad, und welche spezifischen Wartungsmaßnahmen sind empfehlenswert, um die Lebensdauer zu maximieren?
Die Schaltweise hat einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensdauer des Antriebsstrangs bei einem E-Bike. Aufgrund der zusätzlichen Kraft, die der Motor erzeugt, sind die Kette, die Ritzel und das Kettenblatt einem höheren Verschleiß ausgesetzt als bei einem herkömmlichen Fahrrad. Eine sanfte Schaltweise, die den Druck auf den Antriebsstrang minimiert, ist daher besonders wichtig, um die Lebensdauer zu verlängern. Dies beinhaltet das Reduzieren der Pedalkraft während des Schaltvorgangs und das Vermeiden von Schaltungen unter hoher Last, wie beispielsweise am Berg.
Um die Lebensdauer des Antriebsstrangs zu maximieren, sind regelmäßige Wartungsmaßnahmen entscheidend. Dazu gehören die Reinigung und das Schmieren der Kette, das regelmäßige Überprüfen der Spannung und des Zustands der Kette sowie der Austausch verschlissener Teile. Bei E-Bikes ist es außerdem ratsam, regelmäßige Service-Checks durchzuführen, um sicherzustellen, dass der Motor und die Schaltung korrekt kalibriert sind und optimal zusammenarbeiten. Die Verwendung von Komponenten, die speziell für den Einsatz in E-Bikes konzipiert wurden, kann ebenfalls dazu beitragen, die Lebensdauer des Antriebsstrangs zu erhöhen.
Welche Rolle spielt die Trittfrequenz bei der Optimierung der Motorleistung und der Akkulaufzeit bei verschiedenen Typen von E-Bikes, und gibt es Empfehlungen für spezifische Modelle oder Fahrbedingungen?
Die Trittfrequenz spielt eine entscheidende Rolle bei der Optimierung der Motorleistung und der Akkulaufzeit von E-Bikes. Eine höhere Trittfrequenz, typischerweise im Bereich von 80 bis 100 Umdrehungen pro Minute, ermöglicht es dem Motor, effizienter zu arbeiten, indem sie dazu beiträgt, dass der Motor bei geringerer Last läuft. Dies kann die Akkulaufzeit signifikant verlängern, da der Energieverbrauch optimiert wird.
Für verschiedene Typen von E-Bikes und Fahrbedingungen können spezifische Empfehlungen zur Trittfrequenz variieren. Beispielsweise können E-Mountainbikes in steilem Gelände von einer etwas niedrigeren Trittfrequenz profitieren, die eine bessere Kontrolle und Traktion ermöglicht. Stadtfahrer oder Tourenfahrer hingegen sollten eine höhere Trittfrequenz anstreben, um eine effiziente und komfortable Fahrt zu gewährleisten.
Viele moderne E-Bikes verfügen über Systeme, die den Fahrer unterstützen, eine optimale Trittfrequenz zu finden und zu halten. Einige Modelle bieten sogar anpassbare Unterstützungsstufen, die je nach Fahrbedingungen und individuellen Vorlieben eingestellt werden können. Es ist ratsam, sich mit den Funktionen des eigenen E-Bike-Modells vertraut zu machen und gegebenenfalls Beratung beim Fachhändler oder direkt vom Hersteller einzuholen, um die Motorleistung und Akkulaufzeit optimal zu nutzen.
Fazit
Bei der Kettenschaltung musst du sanft weitertreten, bei der Nabenschaltung wiederum kurz im Leerlauf fahren. Generell solltest du keinen zu starken Druck ausüben, um die Kette oder den Riemen zu schonen. Außerdem lohnt es sich, sowohl auf der Geraden als auch bei anstehenden Bergen oder Kurven, vorausschauend zu fahren.
Um in verschiedenen Situationen zu wissen, wie du richtig schaltest, ist es hilfreich, die Physik hinter der jeweiligen Gangschaltung besser zu verstehen. Wenn du mehr über Kettenblatt, Ritzel & Co. erfahren willst, kannst du auch einen Blick in unseren Ratgeber mit den wichtigsten Infos über das Prinzip hinter den Schaltungen werfen.