Felgenbremsen sind die klassischen Fahrradbremsen, viele Bikes sind noch immer damit ausgestattet. Erfahre hier, welche Vor- und Nachteile sie haben und ob du mit Felgenbremsen oder Scheibenbremsen besser fährst.
Brauche ich Felgenbremsen am Fahrrad?
Felgenbremsen können für sportliche Fahrer interessant sein, die Wert auf ein geringes Gewicht ihres Bikes legen. Auch wer sparen möchte, fährt mitunter besser mit Felgenbremsen.
Der günstige Preis und die solide Bremsleistung bei trockenem Wetter sind zum Beispiel interessant für Gelegenheits- und Stadtradler, die ihr Fahrrad für kurze Fahrten zum Supermarkt und gelegentliche Ausflüge an sonnigen Tagen nutzen.
Und wer Wert auf ein Rad-Set-up legt, das sich unterwegs mit „Bordmitteln" reparieren lässt, beispielsweise Tourenfahrer und Radreisende, sind mit Felgenbremsen ebenfalls gut bedient. Die meisten Probleme lassen sich mit einem Multitool lösen und in jeder Fahrradwerkstatt dürften sich Ersatzteile finden.
Vorteile von Felgenbremsen
- Bremskraft: solide Bremskraft bei trockenem Wetter
- Wartung: einfach zu reparieren und zu warten
- Preis: geringe Anschaffungskosten
- Gewicht: leichter und aerodynamischer als Scheibenbremsen
Es spricht also viel für Felgenbremsen – aber auch einiges dagegen.
Nachteile von Felgenbremsen
- Bremskraft: weniger starke und direkte Bremswirkung, insbesondere bei Nässe nimmt die Bremskraft ab
- Kraftaufwand: das Bremsen kostet mehr Kraft als z. B. mit Scheibenbremsen
- Verschleiß: sowohl Felgen als auch Bremsbeläge nutzen sich mit der Zeit ab
Bist du auf einem schweren Bike oder einem E-Bike, bei Wind und Wetter und/oder viel im Gelände unterwegs, ist ein Fahrrad mit Scheibenbremse meist die bessere Wahl.
Wie funktioniert eine Felgenbremse am Fahrrad?
Im Gegensatz zu Nabenbremsen, die in oder nahe der Laufradnabe sitzen, stoppen Felgenbremsen das Fahrrad mit zwei gegenüberliegenden Bremsbelägen, die von beiden Seiten gegen die Felgenflanken des Laufrads drücken. Meist stammen sie an Markenrädern von Shimano, Sram oder auch Magura. Die vordere Bremse sitzt an der Fahrradgabel, die hintere an der Sitzstrebe.
Der Grundträger der Felgenbremse hat zwei Arme, die bis zu den Felgenseiten reichen. Am Ende dieser Arme befinden sich Bremsbeläge. Anders als bei der Rücktrittbremse, einer Form der Nabenbremse, die du mit den Pedalen aktivierst, ziehst du bei der Felgenbremse den Bremshebel mit den Händen.
Dadurch bewegst du den Bremszug, der mit der Fahrradbremse am Vorder- oder Hinterrad verbunden ist, und drückst die Bremsbeläge gegen die Felge, wodurch Reibung entsteht und sich das Laufrad langsamer dreht.
Wie beeinflussen unterschiedliche Wetterbedingungen und Fahrbedingungen spezifisch die Leistung von Felgenbremsen im Vergleich zu Scheibenbremsen?
Die Leistung von Felgenbremsen im Vergleich zu Scheibenbremsen variiert deutlich unter verschiedenen Wetter- und Fahrbedingungen. Bei trockenem Wetter bieten Felgenbremsen eine solide und zuverlässige Bremsleistung, die für die meisten städtischen und leichten Freizeitfahrten ausreichend ist. Ihre Effizienz kann jedoch bei Nässe, Schmutz oder Schlamm signifikant abnehmen, da Wasser und Schmutz auf den Felgen die Reibung zwischen Bremsbelägen und Felge reduzieren. Scheibenbremsen hingegen bieten unter solchen Bedingungen eine konsistentere Bremsleistung, da die Bremsscheiben weniger direkten Umwelteinflüssen ausgesetzt sind und das Bremssystem insgesamt unabhängig von der Felgenoberfläche arbeitet.
Felgenbremsen könnten in sehr spezifischen Situationen, wie beispielsweise bei extremen Abfahrten, wo Aerodynamik eine größere Rolle spielt und die Umweltbedingungen trocken sind, einen marginalen Vorteil in Bezug auf Gewicht und Luftwiderstand bieten. In den meisten anderen Situationen, insbesondere bei wechselnden oder herausfordernden Wetterbedingungen, bieten Scheibenbremsen jedoch eine überlegene Leistung und Sicherheit.
Leitfaden der Fahrradbremsen: Arten von Felgenbremsen
An modernen Rädern kommen hauptsächlich zwei Arten von Felgenbremsen zum Einsatz: Caliper- und Cantilever-Bremsen.
Caliper-Felgenbremse
Aufbau: Eine Caliper-Bremse besteht aus einer Bremszange, die du mit je einer Befestigungsschraube an Fahrradrahmen und -gabel anbringst. Von der Bremszange führen zwei Arme zu den Seiten der Felgen. An ihnen befinden sich Bremsschuhe mit Belägen.
Arten: Es gibt verschiedene Arten von Caliper-Bremsen, die alle nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren:
- Bei der Seitenzugbremse teilen sich beide Bremsarme einen einzigen Drehpunkt (Single Pivot), der mittig über dem Rad sitzt. Der Bremszug, der zum Bremshebel führt, befindet sich seitlich der Bremse.
- Bei der Mittelzugbremse hat jeder Bremsarm einen separaten Drehpunkt. Ein Kabelträger verbindet die beiden Arme und zieht sie aus der Mitte hoch.
- Die Dual-Pivot-Bremse kombiniert die beiden Systeme: Ein Bremsarm hat seinen Drehpunkt seitlich, der andere in der Mitte. Dual-Pivot-Bremsen sind eine moderne und beliebte Option, da sie weniger Handkraft erfordern und einfach zu zentrieren sind.
- Direct-Mount-Bremsen sind flache Bremsen, die auf einen Grundträger verzichten. Stattdessen sitzen die Drehpunkte im Rahmen bzw. der Gabel. Damit liegen die Bremsen näher an Rahmen und Gabel, was die Aerodynamik verbessert.
Einsatzbereich: Rennrad
Cantilever-Felgenbremse
Aufbau: Cantilever-Bremsen sind eine Art Mittelzugbremse. Sie bestehen aus zwei separaten Bremsarmen, die links und rechts der Felge sitzen. Um Cantilever-Bremsen anbringen zu können, müssen dafür geeignete Bremssockel am Rahmen vorhanden sein, an denen die Klemmschrauben Halt finden. Dieser Bremsentyp entfaltet seine Wirkung über Kipphebel, die auch „Ausleger" (engl. Cantilever) heißen.
Arten: Die Direktzugbremse ist die Seitenzug-Variante der traditionellen Cantilever-Bremse. Hier kommt das Kabel von der Seite. Die Bremsarme sind länger, wobei ein Arm mit dem Kabelgehäuse und einer mit dem Seilzug verbunden ist. Die V-Brake, wie sie Hersteller Shimano nennt, ist eine Direktzugbremse mit separatem Querzug, die spezielle Bremsgriffe erfordert und eine höhere Hebelwirkung mitbringt als klassische Cantileverbremsen.
Einsatzbereich: Mountainbike, Trekking, Cyclocross, Kinderfahrrad
Mechanische vs. Hydraulische Felgenbremse
Neben den mechanischen Felgenbremsen, die über Handkraft und Seilzüge, sogenannte Bowdenzüge, arbeiten, gibt es auch hydraulische Felgenbremsen. Sie arbeiten mit Öldruck und gelten im Vergleich zu mechanischen Felgenbremsen als sehr direkt und leistungsstark. Allerdings sind sie etwas schwerer und teurer.
Welche Langzeitkosten sind mit dem Betrieb und der Wartung von Felgenbremsen im Vergleich zu Scheibenbremsen verbunden?
Die Langzeitkosten für den Betrieb und die Wartung von Felgenbremsen können im Vergleich zu Scheibenbremsen geringer sein, insbesondere in Bezug auf die Anschaffungskosten und einfache Reparaturen. Felgenbremsen sind in der Regel einfacher zu warten, und die Kosten für Ersatzbremsbeläge sind oft niedriger als die spezifischen Bremsbeläge für Scheibenbremsen. Allerdings kann der Verschleiß an der Felge selbst bei intensiver Nutzung ein signifikanter Faktor sein, da die Felgen bei jedem Bremsvorgang direkt abgenutzt werden. Dies kann auf lange Sicht zu höheren Ersatzkosten führen, da möglicherweise die gesamte Felge ausgetauscht werden muss, insbesondere bei Aluminiumfelgen, die dünner und anfälliger für Verschleiß sind.
Scheibenbremsen hingegen können höhere Anfangskosten haben und erfordern möglicherweise spezielles Werkzeug für bestimmte Wartungsarbeiten, aber ihre Bremsscheiben und -beläge halten in der Regel länger als die Bremsbeläge und Felgen bei Felgenbremsen. Zudem führt die unabhängige Bremsfläche dazu, dass der Verschleiß am Laufrad selbst minimal ist, was die Langzeitkosten für den Laufradersatz reduziert.
Gibt es Entwicklungen oder Innovationen im Bereich der Felgenbremsen, die deren Leistung und Zuverlässigkeit auch unter ungünstigen Bedingungen, wie starker Nässe oder Schlamm, verbessern?
Im Bereich der Felgenbremsen gibt es stetige Innovationen und Entwicklungen, um ihre Leistung und Zuverlässigkeit unter verschiedenen Bedingungen zu verbessern. Einige Hersteller arbeiten an der Verbesserung der Materialien für Bremsbeläge, um eine bessere Bremskraft und weniger Verschleiß bei Nässe zu gewährleisten. Es gibt auch Fortschritte in der Gestaltung der Bremsbeläge und der Bremsmechanismen selbst, um die Effizienz der Kraftübertragung vom Bremshebel zu den Bremsbelägen zu erhöhen und somit eine stärkere und zuverlässigere Bremswirkung zu erzielen.
Einige Innovationen umfassen auch die Einführung von wasserabweisenden Beschichtungen auf Felgen, die helfen, Wasser schneller abzuleiten und so die Bremsleistung bei Nässe zu verbessern. Zudem gibt es Bestrebungen, die Aerodynamik und die mechanische Effizienz von Felgenbremsen weiter zu optimieren, um den geringeren aerodynamischen Widerstand und das geringere Gewicht im Vergleich zu Scheibenbremsen noch weiter auszuspielen.
Trotz dieser Bemühungen bleiben die physikalischen Einschränkungen, die durch die direkte Reibung an der Felge bedingt sind, bestehen. Daher konzentrieren sich viele der neuesten Entwicklungen im Bereich der Fahrradbremsen weiterhin auf die Verbesserung und Verfeinerung von Scheibenbremsen, insbesondere für den Einsatz in anspruchsvollen Wetterbedingungen und Geländearten.
Fazit: Für wen lohnen sich Felgenbremsen?
- Felgenbremsen sind die Klassiker an Fahrrädern unterschiedlicher Gattungen: Sie sind einfach zu reparieren und zu warten, günstig und leicht und funktionieren bei trockenem Wetter zuverlässig.
- Aber: Bei Nässe nimmt die Bremsleistung von Felgenbremsen ab, generell ist die Bremswirkung von Scheibenbremsen stärker und direkter.
Bist du eher Schönwetterfahrer oder meist auf trockenem, ebenem Untergrund unterwegs, solltest du mit Felgenbremsen für die meisten Situationen gewappnet sein. Geht es dir um starke Bremskraft, auch bei Nässe, und nimmst du dafür etwas mehr Gewicht und weniger Aerodynamik in Kauf, bist du mit Scheibenbremsen besser bedient.