„Tubeless" bedeutet, dass der Reifen ohne Schlauch auskommt. Ein Tubeless-Reifen ist so konstruiert, dass er die Luft auch ohne ihn hält. Diese Technologie ist bei Autos und Motorrädern Standard – jetzt finden sich auch an immer mehr Fahrrädern Tubeless-Reifen.
Sie gelten als sehr pannensicher, da Tubeless-Reifen direkt auf der Felge sitzen. Es gibt keinen Schlauch, der geklemmt, gequetscht und beschädigt werden könnte. Außerdem befindet sich in Tubeless-Reifen eine Dicht- bzw. Pannenschutzflüssigkeit, die kleine Löchlein im Reifenmantel verschließt, bevor der Reifen Luft verliert.
Wie ist ein Tubeless-Reifen aufgebaut?
- Karkasse: Ein Tubeless-Reifen besteht unter anderem aus einer Karkasse. Das ist ein textiles, gummibeschichtetes Gewebe, das dem Reifen Form und Struktur verleiht. Die glatten Flanken zwischen der Kante des Profils und der Reifenwulst heißen Reifenwand.
- Reifenwulst: Die Reifenwulst ist der Rand des Reifens. Sie sitzt an der Felge auf und dichtet den Reifen im Tubeless-System ab.
- Felgenband: Ein Felgenband ist ein Muss beim Tubeless-Reifen. Es sorgt dafür, dass das Felgenbett komplett dicht ist und keine Luft über die Speichenlöcher entweicht.
- Dichtmilch: Die Dichtmilch, die du über Ventil oder Reifenseite einfüllen kannst, bildet einen dünnen Film an der Innenseite des Reifens, der das Felgenbett zusätzlich abdichtet.
Was sind die Vor- und Nachteile von Tubeless-Reifen?
Tubeless-Reifen sind eine feine Sache, bringen aber wie die anderen Typen auch Nachteile mit.
Vorteile von Tubeless-Reifen
- Einen schlauchlosen Reifen kannst du mit niedrigem Luftdruck fahren.
- Bretterst du über Hindernisse, verformt sich der Reifen besser. Das erhöht den Fahrkomfort und kann Durchschläge verhindern.
- Kommt es zu „Snakebites", klemmen Felge und Hindernis den Schlauch ein, wodurch er Schaden nimmt. Das ist bei Tubeless-Reifen nicht möglich.
- Der Rollwiderstand ist geringer, da die Walkarbeit des Schlauches wegfällt.
- Ein Tubeless-Reifen oft leichter als eine Reifen-Schlauch-Kombi.
Nachteile von Tubeless-Reifen
- Die Montage eines Tubeless-Systems kann besonders für Ungeübte eine Herausforderung sein. Oft ist ziemlich viel Kraft dafür notwendig. Manche Reifen- und Felgenmodelle lassen sich nur mithilfe einer Tubeless-Inflator-Pumpe oder eines Kompressors erstmontieren.
- Das Einfüllen der Dichtmilch kann die ersten Mal eine ziemliche Sauerei sein. Außerdem brauchst du spezielle „Tubeless-Ready"-Laufräder, die für den Einsatz mit schlauchlosen Reifen gemacht sind, damit sie sicher auf der Felge sitzen. Und: Sie sind oft etwas teurer als herkömmliche Reifen.
- Die Dichtmilch darf nicht eintrocknen und die Ventile verstopfen, deshalb solltest du den Reifen regelmäßig warten. Alle drei bis sechs Monate solltest du neues Dichtmittel nachfüllen.
Tubeless-Reifen: Für welches Rad sind sie sinnvoll?
Tubeless-Reifen gibt es mittlerweile für (fast) jede Art Fahrrad. Das heißt allerdings nicht, dass sie immer und unter allen Umständen die richtige Wahl sind. Ein Überblick:
Alltagsfahrräder und E-Bikes
Fährst du mit niedrigem Reifendruck, ist die Kontaktfläche mit dem Boden größer. Pendler, die auch in den Wintermonaten mit dem Fahrrad unterwegs sind, können von diesem zusätzlichen Grip profitieren. Außerdem fängt der Reifen die Unebenheiten des Bodens auf, anstatt sie auf die Rahmen zu übertragen. Das sorgt für spürbar mehr Komfort.
Einige Hersteller haben Tubeless-Reifen speziell für die oft schwereren E-Bikes im Programm. Wenn du entsprechende Laufräder fährst, kannst du auch hier auf schlauchlos umsatteln. Generell sind für den Einsatz im Alltag aber normale pannensichere Reifen mit extra Schutzschicht eine unkomplizierte und etwas günstigere Alternative.
Rennräder
Guter Grip, geringer Rollwiderstand, Pannensicherheit bei geringem Gewicht – Tubeless-Reifen und Rennräder passen gut zusammen. Auch wenn die Mehrheit der Rennradfahrer noch immer auf klassischen Reifen unterwegs ist, gibt es immer mehr Hersteller und Fahrer, die sich dem Tubeless-Thema widmen. Wichtig: schlauchlose Reifen nur mit dafür gemachten Tubeless-Ready-Laufrädern kombinieren!
Touren- und Mountainbikes
Mountainbikes waren mit die ersten Biketypen, bei denen Tubeless-Reifen zum Einsatz kamen. Die Pannensicherheit ist sicherlich das Hauptargument, um auf ein Tubeless-System zu wechseln. Kleine Löcher, zum Beispiel durch Dornen oder spitzes Gestrüpp, verschließt die Dichtmilch. Durchschläge und Snakebites sind dank fehlendem Schlauch ein Ding der Vergangenheit.
Bei größeren Schäden, die im Gelände schon mal vorkommen können, hilft die Pannenschutzflüssigkeit allerdings nicht mehr. Dann brauchst du doch einen Schlauch, den du einlegst, bis du den Reifen zu Hause reparieren kannst.
Tubeless-Reifen: Montagetipps
Bei einer schlauchlosen Bereifung müssen die Komponenten Reifen, Laufrad, Felgenband und Dichtmilch zueinander passen und sorgfältig kombiniert bzw. montiert werden. Die Erstmontage ist für Ungeübte nicht immer einfach zu bewerkstelligen.
Auch, weil es ordentlich Kraft erfordert, Tubeless-Reifen aufzuziehen. Fahrradfahrer, die technisch nicht versiert sind, sollten die Montage deshalb einem Profi überlassen.
Möchtest du dein Fahrrad selbst auf ein Tubeless-System umrüsten, solltest du auf einige Dinge achten:
- Informiere dich, ob deine Felgen „Tubeless-Ready" und alle Einzelteile kompatibel sind. Reifen und Felge müssen frei von Staub, Schmutz oder Milchresten sein.
- Beginne mit der Montage des Felgenbands auf der gegenüberliegenden Seite der Ventilbohrung. Das Felgenband verhindert, dass Luft über die Speichenbohrungen entweicht. Verklebe mindestens zwei Lagen des Felgenbands und achte darauf, dass es stramm aufliegt. Du solltest es ohne „Anstückeln" in einem Rund legen und das Felgenband sollte keine Luftblasen einschließen.
- Stich dort ein Loch ins Felgenband, wo das Ventil sitzen soll und setze es ein. Beginne dann mit der Reifenmontage auf der Seite, die dem Ventil gegenüberliegt. Lege erst die Reifenwulst der einen Seite in die Felge und dann die andere.
- Lass ein Stück der Reifenwulst auf einer Seite außerhalb der Felge, wenn du die Dichtmilch (Menge nach Herstellerempfehlung) über die Flanke in den Reifen gießt. Über die Öffnung kannst du dann den Pannenschutz einfüllen. Anschließend hebelst du die zweite Reifenwulst über das Felgenhorn.
- Nutzt du das Ventil als Trichter für die Dichtmilch, ziehst du den Reifen komplett auf, schraubst du den Ventileinsatz heraus, gießt die Flüssigkeit hinein und setzt den Einsatz wieder ein. Drehe das Laufrad, damit sich die Dichtmilch über das gesamte Reifeninnere verteilt.
- Pumpe den Reifen immer laut Herstellervorgabe (Druckempfehlung meist an der Reifenflanke) auf. Du solltest hören, wie die Reifenwülste in ihre Position rutschen. Dafür benötigst du bei Tubeless-Reifen viel Druck in kurzer Zeit.
- Tippe das Laufrad mit dem Reifen rundherum auf den Boden, damit auch kleinste Löcher versiegelt werden. Danach kannst du die überschüssige Milch abwaschen.
Tubeless-Reifen: Was kosten sie?
Tubeless-Reifen sind etwas teurer als herkömmliche Reifen (Mantel und Schlauch zusammen). Für Mountainbiker und Rennradfahrer, die einen hohen Verschließ an Schläuchen haben, kann sich diese Investition trotzdem lohnen. Auch wegen der guten Fahreigenschaften.
Alltagsfahrer, die auf ihr Fahrrad angewiesen sind, profitieren von der hohen Pannensicherheit von Tubeless-Reifen. Voraussetzung dafür, sie montieren zu können, sind „Tubeless-Ready“-Felgen. Eine komplette Umrüstung deines Fahrrads bzw. der Laufräder kann teuer werden.
Fazit
- Mountainbiker schätzen Tubeless-Reifen schon lange und auch bei Rennradfahrern greifen immer häufiger dazu. Alltagsfahrer sollten sich vor dem Neukauf eines Fahrrads gründlich bei einem Fachhändler informieren.
- Die aufwendige Montage sowie ein gewisser Wartungsaufwand (regelmäßiges Erneuern der Dichtmilch) sind nicht jedermanns Sache und müssen gewissenhaft und fachmännisch erledigt werden. Gerade im Alltag sind deshalb vielen pannensichere herkömmliche Reifen lieber.
- Aber wie so oft gilt auch hier: Geschmackssache – und am besten, wenn möglich, Tubeless-Reifen einfach mal ausprobieren, um einen Vergleich zu haben.