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Abo- und Leihradmodelle: Vor- und Nachteile von Bikesharing

Abo- und Leihradmodelle: Vor- und Nachte...

24.04.2021 - Update: 05.08.2021



Mit öffentlichen Fahrradverleihstationen hat jeder Zugang zu einem Fahrrad. Folglich verbessert sich die Mobilität einer Stadt mit diesen schnellen und flexiblen Angeboten deutlich. So kann auch die Zahl der Radfahrer steigen, was wiederum die Notwendigkeit von sicheren Radfahrwegen sichtbar macht und eine Stadt auf lange Sicht attraktiver für alle Verkehrsteilnehmer gestaltet.

Dazu kommt ein potenzieller Nutzen für die Umwelt, da sich mehr Leute aufs Rad schwingen können und weniger Ressourcen verbraucht werden, wenn nicht jeder ein eigenes Bike hat. Doch die Leihräder haben auch einige Schattenseiten.

Wir beschäftigen uns mit den Vor- und Nachteilen, nehmen die bekanntesten Bike-Sharing-Anbieter genauer unter die Lupe und zeigen dir, wann Bike Sharing eine sinnvolle Möglichkeit ist und welche Aspekte du bedenken solltest.

Was genau ist eigentlich Bike Sharing?

Bike Sharing ist ein Sammelbegriff für öffentliche Fahrradverleihsysteme unterschiedlicher Anbieter, der auf dem Selbstbedienungsprinzip basiert. Benutzer leihen das Fahrrad normalerweise über eine App aus. Vor der ersten Fahrt muss man dazu die bevorzugte Zahlungsart – Bankeinzug, Kreditkarte oder PayPal – im Kundenkonto hinterlegen.

Dann kannst du ganz bequem von A nach B fahren und das Fahrrad an einer nahe gelegenen Dockingstation abgeben. Es gibt aber auch immer mehr stationslose Bike-Sharing-Systeme, bei denen du das Rad in größeren Zonen abstellen kannst.

Die Räder der Bike-Sharing-Systeme haben integrierte Schlösser, sodass man sie auch kurz abstellen und dann weiterfahren kann. Außerdem sind sie mit Schutzblechen, Lichtern und einem praktischen Gepäckträger ausgestattet, die das Radfahren sicher und angenehm machen. Inzwischen gibt es auch immer mehr Lastenräder zum Leihen.

Die Bedienung ist einfach und unkompliziert: Du kannst jederzeit selbstständig über eine App auf die Fahrräder zugreifen und prüfen, wo das nächste Bike für dich bereitsteht.

Dockless Bike Sharing sorgt für Ärger in Städten

Wie der Name schon sagt, kommt das stationslose Bike Sharing ohne feste Stationen für die Abgabe der Fahrräder aus. Bei solchen Systemen kannst du Fahrräder innerhalb eines bestimmten Bereichs abstellen. Du kannst die Bikes über eine Smartphone-App ausfindig machen und entsperren.

Theoretisch eine tolle Idee, praktisch gibt es aber noch immer ein paar Probleme. Einige Nutzer behandeln die geliehenen Räder unsanft – sie landen in irgendeiner Ecke, wodurch sie schnell kaputt gehen und die Kosten in die Höhe schießen.

Dass stationslose Bike-Sharing-Modelle nicht immer einwandfrei funktionieren, zeigt sich auch dadurch, dass sich einige Bike-Sharing-Unternehmen in Europa nicht lange halten konnten und pleite gegangen sind (z. B. das chinesische „Ofo“ oder „oBike“ aus Singapur).

Das sind die bekanntesten Bike-Sharing-Anbieter

Zu den in Europa bekanntesten Bike-Sharing-Unternehmen gehören:

  • die deutschen Anbieter Nextbike und Call a Bike
  • Cloudbike und Mobit aus Belgien
  • das tschechische Rekola
  • die britischen Unternehmen YoBike und Pony Bikes
  • Donkey Republic aus Dänemark

In Deutschland sind Nextbike und Call-a-Bike in besonders vielen Städten vertreten.

Nextbike

Nextbike bietet stationsgebundenes Bike-Sharing, Flexzonen und hybride Systeme an vielen Standorten in Europa an. Damit ist Nextbike die perfekte Lösung, wenn man mal einen Urlaub in Riga, Warschau, Wien oder einer anderen europäischen Metropole plant. Aber auch in deutschen Städten ist Nextbike weit verbreitet.

Die Registrierung erfolgt über die Nextbike-App. Danach kannst du dir ein Bike ausleihen, indem du das Zahlenschloss mit dem Code öffnest, den du über die App erhältst. Nach deiner Tour kannst du es an einer Station oder an einer Hauptstraße in der Flexzone abstellen.

Bei Nextbike gibt es zwei Tarife:

  • Basis-Tarif: Der Basis-Tarif kostet derzeit einen Euro pro 15 Minuten. Der maximale Tagespreis liegt bei 15 Euro pro 24 Stunden.
  • Monatstarif: Hier zahlst du zehn Euro pro Monat. Davon spendet Nextbike seit Juli 2021 einen Euro an die „Aktion Baum“, womit sie zwei Bäume pflanzen. Mit dem Monatstarif sind die ersten 30 Minuten jeder Ausleihe kostenlos. Danach zahlst du einen Euro pro 30 Minuten.

Call a Bike

Call a Bike ist das Fahrradverleihsystem der Deutschen Bahn, das es mittlerweile in über 70 deutschen Städten gibt. Du registrierst dich ganz einfach online oder über die App und schon kann es losgehen. Du kannst Call a Bike zum Beispiel für einen Städtetrip oder deinen Weg zur Arbeit nutzen.

Je nachdem, ob du das Bike-Sharing einfach mal ausprobieren möchtest oder regelmäßig auf Call a Bike zurückgreifen möchtest, werden dir verschiedene Tarife angeboten:

  • Light-Tarif für Einsteiger: Der Preis liegt bei derzeit 10 Cent pro Minute, wobei der maximale Tagespreis bei neun Euro liegt. Wer das Fahrrad außerhalb der Stationen abstellen will, zahlt einen Euro drauf.
  • Basis-Tarif für Gelegenheitsfahrer: Hier zahlst du eine Jahresgebühr von drei Euro und für deine Fahrten einen Euro für 30 Minuten. Auch hier liegt der maximale Tagespreis bei neun Euro.
  • Komfort-Tarif für Vielfahrer: Hier zahlst du vier Euro pro Monat und kannst die ersten 30 Minuten kostenlos fahren. Danach zahlst du einen Euro für 30 Minuten. Bahncard-Inhaber zahlen nur 3,25 Euro pro Monat. Der maximale Tagespreis liegt bei fünf Euro.
  • Wer das Fahrrad außerhalb der Stationen abstellen will, zahlt generell einen Euro obendrauf.

Donkey Republic

Auch Donkey Republic ist als Selbstbedienungs-Fahrradverleih in mehr als 50 Städten vertreten. Über die App kannst du einen Drahtesel von Donkey Republic mieten. Diesen kannst du so lange nutzen und so oft auf- und abschließen, wie du möchtest. Wo du deinen Wegbereiter abholen oder abgeben kannst, siehst du auf einer Karte in der App. Dort kannst du zwischen Rädern, E-Bikes und Lastenrädern wählen.

Die Leihgebühren und Mitgliedschaften, die man auf Wunsch zum Spartarif abschließen kann, variieren für verschiedene Länder und Städte. Bei Donkey Republic unterscheiden sich die Minutenpreise von Stadt zu Stadt – also schau einfach mal in der App nach. Generell gilt aber: Je länger du unterwegs bist, desto günstiger der Minutenpreis.

Bike Sharing in der Stadt

Überfüllte Straßen, mangelnde Parkplätze und Stau sind Probleme, die viele Autofahrer in größeren Städten täglich erleben müssen. In der Innenstadt kommt man auf dem Bike oft am schnellsten voran – vor allem dann, wenn man es nicht erst aus dem Fahrradkeller holen, aufpumpen und lange nach einem geeigneten Abstellplatz suchen muss.

Wer das Rad überwiegend in der City nutzen möchte, kann Bike Sharing in Erwägung ziehen.

Bike Sharing im Urlaub

Auf dem Bike lassen sich viele Gegenden und Städte einfach am besten und bequemsten erkunden, weil man schneller vorankommt und so mehr sieht. Wer kein eigenes Rad hat oder es erst nicht erst noch an den Zielort befördern möchte, kann auf Bike Sharing zurückgreifen. So bist du im Urlaub flexibel und mobil.

Full-Service mit Fahrrad-Abo-Modellen

Wer regelmäßig auf ein funktionstüchtiges Fahrrad zurückgreifen möchte, ohne ein eigenes kaufen und warten zu müssen, genießt Service und volle Flexibilität mit Bike-Sharing-Abos. So musst du dir keine Sorgen um anfallende Reparaturen und lange Wartezeiten in der Fahrradwerkstatt machen.

Du bleibst immer mobil: Sollte mal etwas kaputt gehen, bringt ein Mitarbeiter dein Bike schnell wieder auf Vordermann oder du erhältst, sollte es sich um ein größeres Problem handeln, einfach ein anderes.

Hier sind einige Anbieter, die günstig dauerhaft Räder verleihen:

Swapfiets

Bei Swapfiets kannst du Fahrräder in größeren deutschen Städten langfristig mieten . Das Bike wird innerhalb von 48 Stunden an den Ort deiner Wahl gebracht, das Abonnement ist monatlich kündbar. Darüber hinaus ist ein Modell- und Standortwechsel möglich, wodurch du die volle Flexibilität erhalten sollst.

Die monatlichen Kosten sind vom gewählten Fahrzeug und seinen Ausstattungsmerkmalen abhängig:

  • Hollandrad ohne Gangschaltung: 17 Euro pro Monat (15,50 Euro für Studierende),
  • Stadtrad mit sieben Gängen: 20 Euro pro Monat (18,50 Euro für Studierende)
  • E-Bike mit sieben Gängen und Handbremsen: 75 Euro pro Monat

Rid.e

Bei Rid.e kannst du verschiedenste Arten von E-Bikes leasen. Du suchst dir ein E-Bike aus und kannst es ganz bequem online buchen. Kurz darauf bringt das Rid.e-Team das E-Bike zu dir nach Hause. In deinem Monatspreis sind kostenlose Reparaturen und Diebstahlschutz enthalten. Damit bist du immer abgesichert.

Die monatlichen Kosten hängen von dem gewählten E-Bike und Zubehör ab. Dabei kannst du zwischen E-Bikes für die City, sportlichen Varianten und E-Cargo-Bikes wählen.

  • Das günstigste E-Bike, das Rocket Bike, ist für einen Preis von 69 Euro im Monat erhältlich.
  • Das Kreidler Eco 3 kostet 79 Euro im Monat.
  • Das E-Mountainbike Mondraker kannst du für 179 Euro pro Monat leasen.
  • Das teuerste Produkt in der Bike-Flotte ist das E-Lastenrad Ca Go SF200 mit stabiler CargoBox, das pro Monat 239 Euro kostet.

Tipp : Mit einer Mindestmietdauer von acht Wochen eignet sich Rid.e auch dazu, einfach mal ein bestimmtes Rad auszuprobieren oder zu testen, ob man mit einem E-Bike, E-Mountainbike, E-Lastenrad etc. zurechtkommt.

Listnride

Bei Listnride kannst du das Bike von einer Privatperson ausborgen und auch dein eigenes Fahrrad zum Ausleihen anbieten. Dabei besticht der Anbieter mit einer großen Auswahl und besonderen Fahrrädern, die es bei anderen Abo-Modellen nicht unbedingt gibt. Hier findet jeder ein passendes Rad in der Nähe.

Im Angebot stehen nicht nur klassische Stadträder, sondern auch Rennräder, Mountainbikes, Gravelbikes, Lastenräder oder E-Bikes. Die Preise können die Anbieter ganz einfach selbst festlegen. Hier findet man mal einen Schnapper für zehn Euro pro Tag, genauso gut aber Highend-Rennräder oder ein e-muli.

Bike Sharing: Die Vor- und Nachteile

Spontan auf ein Rad springen und die Stadt erkunden oder mit dem nächsten Lastenrad größere Einkäufe transportieren: Bike Sharing machts möglich. Dank der Bike-Sharing-Systeme hat jeder, der in einer größeren Stadt ist, die Chance, kurzfristig ein Fahrrad zu ergattern. Das hat einige Vorteile.

Vorteile

  • Soziale Gerechtigkeit: Damit wird die soziale Gerechtigkeit im Bereich der Mobilität gefördert. Frei verfügbare Lastenräder erleichtern den Transport für Personen, die sich kein Auto leisten können oder wollen.
  • Spontanität: Praktisch ist auch, dass man sich mit Leihfahrrädern spontan aufs Rad schwingen kann. Das kann im Urlaub sinnvoll oder auch dann hilfreich sein, wenn man in der Stadt schnell von A nach B kommen muss – weil mal wieder eine Bahn ausfällt zum Beispiel.
  • Testen von Fahrrädern: Prinzipiell ist Bike Sharing auch eine gute Möglichkeit, verschiedene Bike-Typen vor einem Kauf ausgiebig zu testen .

Nachteile

Da die Kosten hoch sind und du mit einem eigenen Bike auf lange Sicht günstiger und sicherer fährst, weil du es gut kennst, sind Bike-Sharing-Modelle für die langfristige Nutzung allerdings nicht zu empfehlen. Auch die Auswirkungen auf den öffentlichen Raum, die Nachhaltigkeit und die Datensicherheit stehen immer wieder in der Kritik.

  • Auswirkungen auf den öffentlichen Raum : Fußgänger haben weniger Platz, Abstellmöglichkeiten für private Räder müsse weichen, das Stadtbild wird durch herumliegende Fahrräder beeinträchtigt.
  • Umwelt: Der Nutzen für die Umwelt kann man anzweifeln, da Nutzer die Fahrräder und Leihfahrzeuge prinzipiell mit weniger Vorsicht nutzen als eigene Besitztümer. Achtlos in die Ecke geworfen, gehen die Fahrräder schneller kaputt – und die Ressourcen leiden.
  • Qualität: Die technische Qualität und Verkehrssicherheit der neuen Leihräder wird teilweise angezweifelt, weil diese im Zweifel nicht so schnell gewartet werden, wie es nötig wäre.
  • Datensicherheit: Nach Sicherheitslücken empfinden manche Nutzer die Datensicherheit, insbesondere in Hinblick auf die Weitergabe an Dritte, teilweise weiterhin als intransparent.

Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaften widmet sich Luisa nun der Sonderpädagogik, wobei ihr Schwerpunkt auf der emotionalen und sozialen Entwicklung liegt. Ihrer Liebe zum Schreiben und zum Sport kann sie als Redakteurin für Bikes.de weiterhin nachgehen. Wenn sie nicht gerade am Studieren und Schreiben ist, trifft man sie zum Wandern, Joggen und Radfahren irgendwo im Wald an. Für Luisa ist das Fahrrad ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, ein Sportgerät und ein tolles Fahrzeug, um Natur zu erleben und die Welt zu entdecken. Am liebsten ist sie mit ihrem Trekkingrad oder ihrem Mountainbike unterwegs.

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