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Cargobike vs. Pkw: Kann das Lastenrad das Auto wirklich ersetzen?

Cargobike vs. Pkw: Kann das Lastenrad da...

23.04.2021 - Update: 04.08.2021



In Großstädten befinden sich Lastenräder auf der Überholspur. Sie lassen den Stau in der Rush Hour links liegen, können problemlos größere Einkäufe transportieren und schonen den Geldbeutel. Doch während man die sogenannten Cargobikes in Städten immer häufiger sieht, sind sie auf dem Land noch nicht sehr weit verbreitet.

Autos gelten immer noch als das praktischste Fahrzeug und als Symbol von Freiheit, Unabhängigkeit und Luxus. Aber ist das wahr oder spricht hier eine Kombination aus Bequemlichkeit und Gewohnheit aus uns? Ob und inwiefern das Lastenrad das Auto ersetzen kann, erfährst du hier.

Vor- und Nachteile von Lastenrädern

Wie die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e.V. (DVWG) zeigt, bringen Lastenräder gegenüber motorisierten Fahrzeugen einige Vorteile mit:

  • Die Anschaffungs- und Betriebskosten sind deutlich geringer.
  • Cargobikes schützen Umwelt und Klima, weil sie emissionsfrei fahren.
  • Sie sind auf Radwegen unterwegs und dürfen Einbahnstraßen oft gegen die Fahrtrichtung befahren.
  • Rushhour und Stau beeinträchtigen Cargobikes kaum, wodurch sie schnell vorwärtskommen.
  • Cargobikes finden leichter Parkplätze
  • vergrößern den Raum für die Bürger
  • und verursachen beim Be- und Entladen in der Innenstadt kein Parkproblem.

Diesen zahlreichen Vorteilen stehen zwei Nachteile gegenüber: Die Frachtkapazität und die Reichweiten sind begrenzt. Was die einen nicht stört, ist für andere ein Ausschlusskriterium. Wann und wie kann ein Lastenrad ein Auto ersetzen und wo liegen die Grenzen?

Transport: Auto vs. Cargobike

In der Stadt ist das Rad oft schneller unterwegs und die Parkplatzsuche gestaltet sich deutlich einfacher. Von Staus bleibt das Fahrrad größtenteils verschont, vor allem, wenn es ein gut ausgebautes Radwegenetz gibt.

Hinzu kommt, dass das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität steigt und die Ambitionen im Hinblick auf den Umweltschutz zunehmen. Land, Bundesländer, Städte und Gemeinden erkennen die zunehmende Wichtigkeit des Fahrrads als Fortbewegungsmittel und investieren zum Beispiel Qualität und den Ausbau von Radwegen. Das macht das Radfahren immer einfacher und angenehmer.

Lastenräder können das Auto bei vielen Aufgaben im Alltag ersetzen. Wie ein normales Fahrrad kannst du es nutzen, um zur Arbeit zu pendeln oder Einkäufe zu transportieren. Mit dem Lastenfahrrad lassen sich jedoch auch größere Wocheneinkäufe erledigen oder schwere Getränkekisten und sogar kleinere Möbel transportieren.

Je nach Modell haben Cargobikes eine Zuladung von 60 bis 200 Kilogramm, Schwerlastenräder können sogar 300 Kilogramm stemmen. Wer braucht da noch einen Pkw?

Erst bei sehr großen oder schweren Objekten stößt das Rad an seine Grenzen. Ein Sofa kannst du damit zum Beispiel nicht transportieren. Aber wie oft ist das schon notwendig? Und wenn mal ein Möbeltransport ansteht, kannst du beim Mietwagenverleih oder einem Sharing-Anbieter einen Transporter mieten oder den Lieferservice nutzen, den immer mehr Möbelhäuser anbieten. 

Übrigens: Eltern können ihre Kinder mit dem Lastenrad problemlos in den Kindergarten oder in die Schule bringen. Kinder fahren im Trike oder im Frontloader einfach vorn mit, in der komfortabel eingerichteten Kiste inklusive Sitze und Gurte. Bei einem Longtail, das die Ladefläche hinter dem Sattel hat, nehmen Kinder hinter dem strampelnden Elternteil Platz.

Grundsätzlich sind die Transportmöglichkeiten bei beiden Gegenspielern, genau wie die Kosten und alle weiteren Aspekte, vom jeweiligen Modell abhängig. In einem anderen Artikel erfährst du, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Lastenradtypen mit sich bringen.

Flexibilität: Auto vs. Cargobike

Viele Leute stellen sich das Radfahren mit Cargobike schwierig und unpraktisch vor. In Wahrheit ähneln die Fahreigenschaften (bis auf den Wendekreis) denen eines normalen Fahrrades sehr. Auch bei einem geringen zusätzlichen Gewicht wirst du kaum Veränderungen merken. Erst bei hoher Beladung ändert sich das Fahrverhalten merklich.

Hinzu kommt, dass Cargobikes immer wendiger und flexibler werden. Heute gibt es Spezialmodelle wie Lastenräder mit faltbaren Körben und Modelle, die sich mit nur einem Handgriff in ein City-Bike verwandeln lassen wie das Convercycle.

Zudem fördert das Lastenfahrrad die Unabhängigkeit – zumindest wäre der Kampf um die Vorherrschaft über das Auto erledigt: Während ein Elternteil die Kinder morgens mit einem Lastenrad in den Kindergarten bringt, kann das andere Elternteil mit dem eigenen Cargobike bereits zur Arbeit fahren.

Parkplatzsuche: gelingt mit dem Cargobike überall

Was die Mobilität betrifft, bieten Lastenräder in der Stadt oft mehr Flexibilität als Kraftfahrzeuge. Vor allem die Parkplatzsuche gestaltet sich weitaus einfacher. Der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe hängt bei beiden Kontrahenten jedoch stark vom jeweiligen Modell ab.

Einen Smart kann man auch mal in kleinere Parklücken einpferchen, wohingegen du mit einem über fünf Meter langen und zwei Meter breiten Ford Ranger nur schwer einen – und in der Stadt teilweise gar keinen – Parkplatz findest. Im Vergleich dazu gelingt die Stellplatzsuche im Hinblick auf die unterschiedlichen Lastenradtypen mit dem schmalen Longtail besser als mit dem breiten, dreirädrigen Trike.

Geschwindigkeit: Der Sieger ist von der Strecke abhängig

Durch die relative Verkehrsunabhängigkeit und die unproblematische Parkplatzsuche erreicht das E-Cargobike Transportgeschwindigkeiten von bis zu 25 Kilometern pro Stunde, was häufig über den realen Durchschnittsgeschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs liegt.

Laut der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG) liegt diese während der Rushhour in Berlin zum Beispiel bei 17,7 und in Hamburg bei 20,3 Kilometern pro Stunde.

Bei kurzen Strecken bis fünf Kilometer ist auch das herkömmliche Rad, zumindest in unbepacktem Zustand, oft schneller als ein Pkw. Bei weiten Strecken und unter hoher Belastung kann sich das durch Muskelkraft betriebene Lastenfahrrad nicht gegen das Auto durchsetzen.

Im Vergleich dazu ist das Auto dem Cargobike in ländlichen Gegenden aufgrund der mitunter weiten Strecken zum nächsten Supermarkt oder in die Stadt oft überlegen.

Gesundheit: Cargobike hält fit

Das Lastenfahrrad erhöht die körperliche Betätigung – durch das Radfahren allein, vor allem aber durch das zusätzliche Gewicht beim aktiven Transport von Gegenständen. Die körperliche Betätigung hält Radfahrer fit und bringt gesundheitliche Vorteile mit sich.

Auf dem Fahrrad trainierst du die Muskulatur des gesamten Körpers und auch das Herz-Kreislauf-System. In dieser Rubrik ist das Cargobike dem Auto also klar überlegen.

Emissionen: Cargobike ist umweltfreundlicher

Darüber hinaus gelingt es mit Lastenfahrrädern, die mit der Autonutzung verbundenen Klimagasemissionen zu senken, wodurch sie die öffentliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit fördern.

Damit tragen insbesondere Lastenfahrräder dazu bei, die Luftqualität zu verbessern und die negative Wirkung von Schadstoffen wie Stickstoffdioxid (NO2), das bei Verbrennungsprozessen entsteht, auf die Gesundheit einzudämmen.

E-Autos sind klimafreundlicher als Verbrenner. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit zeigt, dass Elektroautos auf der Straße kein CO2 oder andere Treibhausgasemissionen verursachen, der Produktionsaufwand und die Strombereitstellung allerdings nicht zu vernachlässigen sind.

Mit einem E-Bike kann das Elektroauto nicht mithalten. Als Sieger geht das normale Fahrrad hervor, das allein durch Muskelkraft in Schwung kommt.

Kosten: Sparen mit dem Cargobike

Beim Lastenfahrrad sind die Anschaffungs- und Betriebskosten deutlich geringer als bei einem Pkw. In der Anschaffung kann es zwar genauso teuer sein wie ein Gebrauchtwagen, zwischen den laufenden Kosten liegen jedoch Welten. Wie du mit einem Lastenfahrrad jährlich über 5.000 Euro sparst, zeigt der Kostenvergleich.

Welche Kosten kommen bei einem Auto auf mich zu?

  • Anschaffungskosten: Ein Neuwagen der Mittelklasse kostet etwa 20.000 bis 35.000 Euro. Die Anschaffungskosten sind jedoch stark von den Ausstattungsmerkmalen abhängig. Wer Geld sparen möchte, erhält für 3.000 bis 6.000 Euro einen soliden Gebrauchtwagen.
  • Fixkosten (Steuer, Versicherung, Parken): Nach den Anschaffungskosten kommen jährliche Fixkosten hinzu. Diese setzen sich beim Auto immer aus der Versicherung (Haftpflicht-, Teil- oder Vollkaskoversicherung) und der aktuellen Kfz-Steuer zusammen. Der ADAC rechnet zudem mit einer Pauschale von 200 Euro für Parkplatzgebühren, Abgasuntersuchungen und weitere Kosten, die regelmäßig anfallen.
  • Betriebskosten (Sprit, Motoröl): Zu den allgemeinen Fixkosten kommen die Kosten hinzu, die das Auto im Fahrbetrieb verursacht. Dazu zählen die Kraftstoffkosten, die sich aus dem Kraftstoffverbrauch und den Kraftstoffpreisen ergeben, die Nachfüllkosten für Motoröl und AdBlue und die Kosten für die Wäsche und Pflege des Fahrzeugs.
  • Wertverlust: Mit der Zeit verliert das Auto an Wert. Selbst wenn du dein Fahrzeug nur ein Jahr gefahren hast und alles noch gut in Schuss ist, wirst du es nur noch für einen deutlich niedrigeren Preis verkaufen können. Geschätzt verliert ein Auto im ersten Jahr etwa ein Viertel seines Listenpreiswertes.
  • Werkstattkosten: Der letzte Punkt beinhaltet die Werkstatt- und Reifenkosten, die bei jedem Auto früher oder später anfallen. Das sind Ölwechsel, Inspektionen und typische Verschleißreparaturen.

Welche Kosten kommen bei einem Lastenfahrrad auf mich zu?

  • Anschaffungskosten: Wie bei einem Auto sind die Anschaffungskosten eines Cargobikes von seinen Ausstattungsmerkmalen abhängig. Ein herkömmliches Lastenfahrrad schlägt mit etwa 1.000 bis 5.000 Euro zu Buche, ein E-Lastenrad kostet ca. 2.500 bis 7.000 Euro.
  • Fixkosten (Versicherung): Grundsätzlich gibt es hier keine monatlichen oder jährlichen Fixkosten, da Gebühren für Steuer und Parken entfallen. Eine Versicherung für dein Fahrrad, die du abhängig vom Versicherungsumfang bereits ab sechs Euro im Monat erhältst, ist eine Überlegung wert, aber kein Muss. Ein Rundumschutz für dein Pedelec inklusive Pick-up-Service in Notfällen kostet dich ca. 15 bis 30 Euro im Monat.
  • Betriebskosten (Strom): Betriebskosten gibt es bei einem Fahrrad quasi nicht, da es mit reiner Muskelkraft fährt. Hier könnte man höchstens mit Kosten für das Kettenöl rechnen. Ein E-Bike ist etwas teurer. Eine Akkuladung kostet etwa fünf bis zehn Cent, wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) weiß. Damit komme man je nach Modell zwischen 25 und 75 Kilometer weit, woraus sich durchschnittliche Betriebskosten von 0,3 Cent pro Kilometer ergeben.
  • Wertverlust: Auch ein Fahrrad verliert an Wert. „Ein Fahrrad verliert beim Neukauf rund 20 Prozent an Wert. Nach etwa zwei Jahren liegt er nur noch bei 50 Prozent. Und danach halbiert sich der Wert alle vier Jahre“, so der ADFC.
  • Werkstattkosten (Wartung, Reparatur, Ersatzteile): Bei Fahrrädern und E-Bikes kann man im Hinblick auf die Kosten für Wartung, Reparatur und Ersatzteile mit 500 bis 700 Euro im Jahr rechnen.

Kostenbeispiel

Welche Kosten kommen im Jahr auf einen zu? Wir rechnen das Kostenbeispiel mit dem beliebtesten Modell der Deutschen, dem VW Golf, und dem E-Lastenrad Bergamont E-Cargoville LJ Elite.

Auto

Wir ziehen ein realistisches Beispiel heran und wählen den Golf Life, der bereits über eine Einparkhilfe verfügt: Ein Golf 8 1.0 TSI (Benzin) mit 110 PS in metallischem Blau kostet mit Diebstahlwarnanlage und Rückfahrkamera etwa 25.500 Euro.

Nach der Anschaffung kommen auf seinen Besitzer jährlich durchschnittlich folgende Kosten zu, wie der ADAC Kostenrechner verrät:

Kosten für das Auto Gegenstände Laufende Kosten pro Jahr (in Euro)
Fixkosten Steuer, Haftpflichtversicherung und Parken 1.152
Betriebskosten Benzin, Motoröl und Autowäsche 1.308
Wertverlust   3.528
Werkstattkosten Wartung, Reparatur und Verschleiss 648
Gesamt   6.636 Euro pro Jahr

Lastenrad

Auch wenn man das Kostenbeispiel mit einem hochwertigen E-Lastenrad wie dem Bergamont E-Cargoville LJ Elite rechnet, das du für einen Preis von ca. 5.400 Euro erhältst, zeigt sich, dass sich der Kauf eines Cargobikes schnell lohnt:

Kosten für das E-Lastenrad Gegenstände Laufende Kosten pro Jahr (in Euro)
Fixkosten Versicherung (optional) 180
Betriebskosten Strom sechs Euro bei 2.000 Kilometern im Jahr
Wertverlust   472 Euro (zehn Jahre Haltedauer),
361 Euro (14 Haltedauer)
Werkstattkosten Wartung, Reparatur und Verschleiß 600
Gesamt   1.258 Euro pro Jahr

Im Vergleich zum Auto sparst du mit einem E-Lastenrad also mehr als 5.000 Euro jährlich. Damit hat sich der Kauf bereits im ersten Jahr fast amortisiert - ganz abgesehen davon, dass der Kaufpreis eines neuen E-Cargobikes ohnehin nur einen Bruchteil dessen eines neuen Pkw beträgt.

Fazit

Nachdem wir den Transport, die Flexibilität, die gesundheitlichen Auswirkungen und den Einfluss auf die Umwelt betrachtet haben und einen Kostenvergleich angestellt haben, lautet das Fazit: Ein Lastenfahrrad kann das Auto nicht immer ersetzen, in vielen Fällen aber schon.

In der Stadt ist man mit dem Bike oft schneller unterwegs und flexibler. Die lästige Parkplatzsuche entfällt fast immer, vom Stau bleibt man ebenfalls größtenteils verschont. Auch in Vororten kann man ohne ein Auto auskommen. Auf dem Land ist aus zeitlichen und Entfernungsgründen ein (E-)Cargobike nicht immer praktikabel.

Auch was den Transport angeht, kommst du in Städten und Vororten ohne ein eigenes Auto bestens zurecht. Für den seltenen Fall, dass du doch mal sehr sperrige Gegenstände transportieren musst, kannst du auf Carsharing-Angebote zurückgreifen.

Kurzum: Das Lastenrad ersetzt das Auto nicht in jeder Hinsicht, allerdings ist es in den meisten Fällen nicht nötig, ein eigenes Auto zu besitzen.

Besonders beeindruckend sind die Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und den eigenen Geldbeutel. Sogar mit einem E-Lastenrad lassen sich jährlich gut 5.000 Euro sparen.

Mit Blick auf die Zukunft steht fest: Nachhaltige Mobilität wird immer wichtiger und präsenter – und Autoliebhaber müssen sich im Rahmen der grünen Verkehrswende wahrscheinlich früher oder später mit weiteren Einschränkungen abfinden. Dann könnte das Lastenfahrrad nicht nur eine Alternative zum Auto, sondern die einzige Möglichkeit werden.

Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaften widmet sich Luisa nun der Sonderpädagogik, wobei ihr Schwerpunkt auf der emotionalen und sozialen Entwicklung liegt. Ihrer Liebe zum Schreiben und zum Sport kann sie als Redakteurin für Bikes.de weiterhin nachgehen. Wenn sie nicht gerade am Studieren und Schreiben ist, trifft man sie zum Wandern, Joggen und Radfahren irgendwo im Wald an. Für Luisa ist das Fahrrad ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel, ein Sportgerät und ein tolles Fahrzeug, um Natur zu erleben und die Welt zu entdecken. Am liebsten ist sie mit ihrem Trekkingrad oder ihrem Mountainbike unterwegs.