Einfach losradeln, den Alltag hinter sich lassen. Keine Hotelbuchung, keine Kilometervorgabe, einfach treiben lassen und da bleiben, wo es einem gefällt. Klingt verlockend? Dann ist vielleicht Bikepacking etwas für dich.
Das Wort setzt sich zusammen aus „Backpacking" (mit dem Rucksack reisen) und biken, also mit dem Rad unterwegs sein. Hier erfährst du, wie du eine Bikepacking-Tour planst, was du dafür brauchst und an was du vorher denken solltest, damit unterwegs alles glatt geht.
Was ist Bikepacking?
Bikepacking ist eine ziemlich basale Art des Radreisens. Konkret bedeutet es, mehrere Tage mit dem Fahrrad auf Tour zu sein und alles dabeizuhaben, was du brauchst: Zelt, Schlafsack, Kleidung, Verpflegung etc. Du bist beim Bikepacking autonom unterwegs – und hauptsächlich im Gelände bzw. abseits von Hauptstraßen.
Das unterscheidet Bikepacking vom Touring bzw. einer klassischen Radreise, bei denen meist auf Asphalt gefahren und häufig in Hotels oder Hostels übernachtet wird.
Bikepacking bedeutet maximale Freiheit, setzt aber auch eine gute Planung voraus, wenn man Spaß haben möchte.
Equipment fürs Bikepacking: Was brauche ich?
Da Bikepacker überwiegend im Gelände und auf unbefestigten Straßen unterwegs sind, kommt nicht jedes Fahrrad dafür in Betracht. Auch klappernde Gepäckträger und breite Packtaschen sind bei Bikepackern eher die Ausnahme, sie setzen auf clevere Taschenlösungen – am geeigneten Bikepacking-Rad.
Welches Fahrrad fürs Bikepacking?
Für Wald- und Feldwege, Schotterpisten oder Singletrails sind schmal bereifte Rennräder oder schwere, behäbige Hollandbikes sicherlich die falsche Wahl. Klassischerweise sind Bikepacker mit Mountainbike oder Gravelbike unterwegs.
Ein MTB schafft auch Wurzelpfade und anspruchsvolle Geländepassagen. Durch die Federung ist es aber vergleichsweise schwer. Hat es eine Hinterbaufederung (Full-Suspension-Bike/Fully), ist aufgrund des Dämpfers im Rahmendreieck kein oder weniger Platz für eine Tasche.
Ein Gravelbike ist, platt ausgedrückt, ein auf softes Gelände getrimmtes Rennrad. Mit ihm bist du flott unterwegs, es ist relativ leicht und macht auch auf Waldwegen und Schotterpisten noch Spaß. Allerdings ist es weniger geländegängig als ein Mountainbike.
Welche Taschen brauche ich fürs Bikepacking?
Klar könnte man versuchen, das gesamte Bikepacking-Equipment in einem Rucksack unterzubringen. Der würde aber wohl recht groß und schwer ausfallen – nicht sehr rücken- und bewegungsfreundlich.
Bikepacker verstauen ihre Ausrüstung deshalb in verschiedenen, möglichst wasserdichten Taschen, die sich an verschiedenen Stellen am Fahrrad anbringen lassen, zum Beispiel:
- Satteltasche: Eine Satteltasche, die an den Streben unter dem Sattel und/oder an der Sattelstütze befestigt wird, bietet sich für leichte und, je nach Volumen, auch für sperrige Gegenstände an.
- Lenkertasche: Eine Lenkertasche eignet sich für leichte bis mittelschwere Gegenstände und Zubehör, das während der Fahrt unkompliziert und schnell zugänglich sein soll.
- Rahmentasche: Rahmentaschen sitzen zentral im Rahmendreieck und sind für schwere Gegenstände geeignet.
- Oberrohrtasche: In einer Tasche, die auf dem Oberrohr sitzt, kannst du Gegenstände verstauen, auf die du während der Fahrt schnell mal Zugriff brauchst – etwa deine Kamera oder Snacks.
- Packtaschen: Optional kannst du fürs Bikepacking auch Packtaschen für schwere Gegenstände nutzen. Die werden mittels einer Halterung links und rechts neben dem Hinterrad montiert. Allerdings machen sie das Bike breiter und wenn du auf schmalen Waldwegen und Singletrails nicht daran denkst, bleibst du leicht hängen, beschädigst die Taschen oder stürzt sogar.
Ausrüstung fürs Bikepacking: was brauche ich?
Beim Bikepacking geht es darum, nur das mitzunehmen, was du unterwegs benötigst. Schließlich macht jedes Teil, das du mitschleppst, dein Rad schwerer und sperriger. Das solltest du beim Bikepacking an Ausrüstung dabeihaben:
Navigation
Gerade, weil du beim Bikepacking meist abseits befestigter Straßen fährst, ist es wichtig, immer die Orientierung zu behalten. Plane deine Route vorher am Computer und spiele sie auf ein GPS-Gerät oder dein Smartphone.
Es gibt verschiedene Navigations-Apps, die du nutzen kannst, zum Beispiel komoot. Wenn möglich, lade die Route so, dass sie offline verfügbar ist, das spart Akku. Wichtig: Ersatz-Batterien bzw. eine Power-Bank mitnehmen!
Etwas umständlicher, aber ebenfalls möglich, ist die klassische Navigation per Karte. Es gibt Lenkertaschen, die oben ein Klarsicht-Kartenfach haben. So behältst du den Weg im Blick. Als Backup zu GPS-Gerät und Smartphone ist eine Papierkarte ebenfalls sinnvoll.
Werkzeug
Damit eine Panne deine Bikepacking-Tour nicht vorzeitig beendet, solltest du Tools für die häufigsten Schäden dabeihaben, das heißt:
- Ersatzschlauch
- Flickset
- Minipumpe
- Minitool (mit Kettennieter)
Bei längeren Touren solltest du außerdem Kettenfett und Ersatzkabel (Schaltzug, Lichtkabel, Bremskabel) an Bord haben.
Kleidung und Schuhe
Je nach Länge der Tour solltest du zum Wechseln (mindestens) ein weiteres Trikot, ein Funktionsunterhemd, Socken und eine Radhose mitnehmen. Ab Losfahren trägst du bestenfalls einen Helm, eine Radbrille und gegebenenfalls Radhandschuhe.
Damit dir schlechtes Wetter nicht den Spaß verdirbt, nimmt auf jeden Fall eine Regenjacke und eine Weste mit. Beides gibt es mit sehr geringem Packmaß.
Campingausrüstung
Damit du auf dem Campingplatz dein Lager aufschlagen kannst, benötigst du ein Zelt und, spätestens wenn etwas Wind weht, auch Spannschnüre und Heringe. Für Einsteiger ins Camping eignen sich Wurfzelte, die sich leichter aufbauen lassen als gewöhnliche Zelte. Für die Nacht benötigst du einen Schlafsack, eine Isomatte und ein Kissen. Außerdem solltest du eine Taschenlampe dabeihaben.
Damit du dich auf dem Campingplatz selbst versorgen kannst, solltest du einen Gaskocher, Brennstoff, ein Feuerzeug oder sturmfeste Zündhölzer, einen Topf und leichtes, bruchfestes Campinggeschirr (Besteck, Teller, Tasse) dabei haben.
Bikepacking-Tipps für Anfänger: So steigst du am besten ein!
Es muss nicht gleich eine Mammuttour sein. Am besten steigst du mit einem zweitägigen Ride und einer Übernachtung ein, um zu gucken, ob Bikepacking etwas für dich ist. So kommst du in die Gänge:
Fahren mit Gepäck: was muss ich beachten?
Durch das Gepäck verändert sich das Fahrverhalten deines Bikes. Deshalb solltest du folgende Punkte beachten, um sicher und mit Spaß unterwegs zu sein:
- Fahre zu Beginn etwas langsamer, gewöhne dich an das Fahren mit Gepäck und nimm insbesondere bei Abfahrten und in Kurven etwas Geschwindigkeit heraus.
- Denke daran, dass der Bremsweg etwas länger ist als sonst und fange rechtzeitig an zu bremsen.
- Schalte lieber einen Gang runter und fahre mit hoher Trittfrequenz. Das schont Gelenke und Muskeln und du wirst nicht so schnell müde.
- Damit deine Reifen das zusätzliche Gewicht stemmen können, solltest du etwas mehr Luft hineingeben. Richtig prall sollten sie aber nicht sein, da sie sonst weniger Grip auf Wurzeln und Co. haben. Wenn dein Fahrrad mit einer Luftfederung ausgestattet ist, freut auch sie sich über etwas mehr Luft.
- Um den Fahrkomfort zu erhöhen, kannst du deinen geraden (MTB-)Lenker mit Barends (Lenkerhörnchen) ausstatten. Die schonen die Hände und ermöglichen eine Griffvariante mehr.
Bikepacking: E-Bike-Akku unterwegs laden
E-Bikepacking hat einige Vorteile: du kommst schneller voran, Anstiege sind ein Kinderspiel und die körperliche Anstrengung ist geringer, da der Motor dich unterstützt. So können auch Radfahrer mit weniger Kondition ein paar schöne Bikepacking-Tage erleben. Stellt sich allerdings die Frage: Wie lade ich unterwegs den Akku?
Prinzipiell hast du drei Möglichkeiten, den Akku deines E-Bikes unterwegs wieder aufzuladen, und zwar
- Ladestation: gibt es dank E-Bike-Boom immer häufiger, zum Beispiel auf vielen Bett+Bike-Campingplätzen. Vorteil: Du brauchst kein Gerät mitzuschleppen; Nachteil: du musst deine Tour danach ausrichten, wo sich Ladestationen befinden. Und du solltest den Akku während des Ladens im Blick behalten, damit er nicht geklaut wird.
- Steckdose: praktisch und auf fast jedem Campingplatz verfügbar, aber da sie sich nicht im Zelt befindet, musst du auch hier in der Nähe bleiben, solange der Akku lädt.
- Mini-Solaranlage: Vorteil dieser Aufladevariante ist, dass du autonom bleibst, da du deine Ladestation dabeihast. Das ist aber auch der Nachteil, denn eine Mini-Solaranlage bedeutet ein weiteres Gepäckstück, das Platz benötigt und das Gewicht erhöht.
Fazit
Bikepacking ist eine spannende Variante des Radreisens, die etwas Planung und Vorbereitung erfordert, dafür aber vergleichsweise kostengünstig und maximal flexibel ist. Wer Spaß daran hat, in der Natur unterwegs zu sein, im Zelt oder im Schlafsack unter dem Sternenhimmel zu schlafen und möglichst unabhängig bleiben möchte, wird Bikepacking lieben.