Unter allen Fahrradtypen ist das Rennrad eindeutig der Minimalist. Es hat weder Schutzbleche noch Beleuchtung oder Gepäckträger, schließlich soll das Bike möglichst leicht und aerodynamisch sein. Denn gemacht ist es für schnelles, sportliches Fahren auf asphaltierten Straßen. Aber auch auf Schotterwegen und in der Stadt findet das Rennrad mittlerweile immer mehr Gebrauch, als Freizeitbegleiter, Alltagsbike und trendiges Accessoire.
Die Auswahl an Rennrädern ist riesig. Inzwischen gibt es nicht nur Modelle für unterschiedliche Budgets und Ansprüche, sondern auch mit gezieltem Fokus auf verschiedenen Einsatzzwecken, zum Beispiel für lange Fahrten oder leichtes Gelände.
Wir möchten dir eine Übersicht geben über die unterschiedlichen Rennradtypen und welche Variante am besten zu dir und deinen Ansprüchen passen könnte. Ob Carbon oder Aluminium, Aero-Racer oder Endurance-Bike - für jeden ist das passende Gefährt dabei.
Warum ein Rennrad?
Mit laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) unverändert 3,5 Prozent der gesamten Fahrradverkäufe (2018/19) haben Rennräder zwar eine vergleichsweise kleine, aber treue Fangemeinde.
Kein Wunder, dass diese Bikegattung Freunde hat: Ein Rennrad ist auf Geschwindigkeit ausgelegt und rollt entsprechend geschmeidig über den Asphalt. Das heißt, auch weniger Trainierte können vergleichsweise weite Strecken zurücklegen.
Zudem verfügen klassische Rennräder nicht über sehr viel Technik, die Ärger machen kann. Mittlerweile gibt es zwar auch elektronische Schaltungen, die streiken können, die Kette kann mal runterfallen oder einem Schlauch die Luft ausgehen. Alles in allem ist ein Rennrad aber eine sehr pure Form von Fahrrad, bei der kein Schnickschnack vom eigentlichen Fahrerlebnis ablenkt.
Apropos Fahrerlebnis: Das lässt sich mit einem Rennrad ganz unterschiedlich gestalten. Ob allein durch die Landschaft gleiten, um den Kopf freizubekommen, in der Gruppe durch Windschattenfahren und Führungswechsel neue Speed-Rekorde aufstellen, bei RTFs unbekannte Routen entdecken oder in Rennen taktieren und an seine Grenzen gehen - alles ist möglich.
Zugegeben, das geht auch mit anderen Fahrradtypen, aber bei wenigen kommt man so nah ans Profi- und Tour-de-France-Gefühl wie auf dem Rennrad, wetten?
Auch (Renn)Rad-Reisen werden immer beliebter. So gilt beispielsweise Mallorca als die Fahrradinsel schlechthin. Tausende Radsportbegeisterte machen sich jedes Jahr auf den Weg dorthin, um die Landschaft zu genießen, sich schon früh im Jahr für die Radsaison hierzulande in Form zu bringen (Stichwort: Trainingscamp) und die vielseitigen Strecken sowie das gute Wetter auszunutzen.
Was macht ein Rennrad aus?
Ein klassisches Rennrad ist auf den ersten Blick vor allem an der besonderen Form des Lenkers zu erkennen: Dieser ist nach unten geschwungen, die Bremsen zeigen senkrecht zum Boden und sind mit den Schalthebeln kombiniert.
Außerdem haben Rennräder einen besonders leichten Rahmen. Je nach Einsatzzweck ist dieser zudem häufig aerodynamisch optimiert, die Rohre entsprechend flächig und oft konisch oder kantig statt rund.
Die Reifen sind typischerweise sehr schmal und kaum profiliert, um den Rollwiderstand zu reduzieren. Standard sind Breiten von 23 und 25 Millimetern. Inzwischen sind aber auch 28 Millimeter breite Reifen keine Seltenheit mehr, vor allem, wenn es um ein Plus an Komfort geht.
Denn: Die schnellen Bikes haben keine Federung. Schließlich bewegen sie sich meist auf ebenmäßigem Untergrund, auf dem keine heftigen Stöße abgefangen werden müssen. Eine Dämpfung bringt also keinen Mehrwert, sondern nur zusätzliches Gewicht.
Da Rennräder nicht nur im Flachen Spaß machen, sondern du mit ihnen auch hervorragend (und mit etwas Training) Anstiege erklimmen und wieder hinunterflitzen kannst, stehen dir zwischen 21 und 30 Gänge zur Verfügung. Vorn dreht sich die Kette meist über zwei Kettenblätter mit standardmäßig 52 und 39 Zähnen (es gibt kleinere Kompaktkurbeln mit 50/34 Zähnen für Bergfahrten oder weniger starke Fahrer) und bis zu zwölf Ritzel (= Zahnkränze) auf der hinteren Kassette.
Die meisten Rennräder werden übrigens ohne Pedale verkauft. Das liegt daran, dass bei einem Klicksystem, das bei Rennrädern die Regel ist, der Schuh zum jeweiligen System passen muss. Welche unterschiedlichen Pedale es gibt und welches für dich am besten geeignet ist, kannst du hier nachlesen.
Welche unterschiedlichen Rennradtypen gibt es?
Zwar sehen sich die meisten Räder sehr ähnlich, es gibt jedoch charakteristische Unterschiede zwischen den verschiedenen Typen. Wir fassen zusammen, welche das sind und welches Bike am besten zu dir passen könnte.
Auf Sekundenjagd: Wettkampf-, Aero- und Zeitfahrräder
Rennräder dieser Kategorie sind für besonders schnelle Fahrten und Wettkämpfe, zum Beispiel Jedermannrennen oder Triathlons, gemacht. Fahrer von Wettkampfrädern sind so geübt, dass sie den Lenker zugunsten der Aerodynamik meist tiefer als den Sattel einstellen. Scheibenbremsen sieht man immer häufiger, gerade niedrigpreisige Modelle haben aber meist Felgenbremsen. Günstige Räder in dieser Kategorie gibt es ab circa 800 - 1.000 Euro. Nach oben sind preislich beinahe keine Grenzen gesetzt.
Zeitfahrräder
Der Rad-Part im Triathlon ist ein Einzelzeitfahren, das heißt, jeder Teilnehmer muss allein und ohne Windschattenfahren die Strecke so schnell wie möglich zurücklegen.
Entsprechend sind Triathlonräder auf Aerodynamik ausgelegt. Nicht nur die Rohre sind flächig und konisch geformt, die Bikes haben auch einen speziellen Aerolenker. Er ist flach und hat Ausleger, also zwei Streben nach vorne, an deren Ende die Schalthebel sitzen. So kann sich der Athlet windschnittig weit vorbeugen.
Während Triathlonbikes nicht an die Vorgaben des Radsport-Weltverbands UCI gebunden sind und deshalb andere Rahmenkonstruktionen (z. B. Schwingenkonstruktion ohne Sattelrohr) sowie integrierte Trink- und Transportsysteme für Verpflegung und Material zu finden sind, geht es beim klassischen Zeitfahrrad puristischer zu.
Da Zeitfahren meist vergleichsweise kurz sind und die Athleten danach nicht noch in der Lage sein müssen zu laufen wie im Triathlon, können die Bikes auf maximale Aerodynamik getrimmt sein, Transportmöglichkeiten und Komfort spielen hier eine untergeordnete Rolle.
Aerobikes - im Windkanal optimiert
Aerobikes sind, wie der Name bereits vermuten lässt, auf gute Aerodynamik ausgelegt. Sie sollen also möglichst wenig Luftwiderstand bieten. Dieser Anspruch kommt vor allem aus dem Profibereich, wo es im Kampf um den Sieg auf jede Sekunde ankommt.
Je weniger Angriffsfläche der Wind hat, desto schneller ist man unterwegs, weil man weniger Kraft für die gleiche Geschwindigkeit aufwenden muss bzw. bei gleichem Kraftaufwand flotter vorankommt.
Da jede Menge Technik-Know-how in ihnen steckt und die Aerodynamik häufig im Windkanal getestet und optimiert wird, kosten Aero-Modelle auch meist etwas mehr. Für ein Hightech-Modell kann durchaus auch mal ein fünfstelliger Betrag zu Buche schlagen.